Das zweite Quartier des Billebogens im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort geht in die Bebauungsplanung: Der Fachausschuss Elbbrücken bei der Bezirksversammlung beschloss am 04.05. die Einleitung des Verfahrens für das südliche Billebecken. Zuvor hatten das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg Mitte und die Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (BBEG) den aktuellen Stand der Funktionsplanung präsentiert. In der Aussprache mit den Abgeordneten sowie mit Gästen standen die Perspektiven bereits ansässiger Unternehmen sowie des Wassersports am Billebecken im Mittelpunkt.
Neue Entwicklungsperspektiven – erstmals seit Jahrzehnten
Die BBEG, das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hatten mit einem städtebaulichen Workshopverfahren 2021 den Stadtraum südlich des Billebeckens erstmals seit Jahrzehnten in den Fokus gerückt. Das rund 17 Hektar große Gebiet im Norden von Rothenburgsort ist von gewerblichen Nutzungen geprägt. Zugleich bieten seine schönen, bisher weitgehend aber unzugänglichen Wasserlagen die Chance für einen attraktiven, über das Quartier hinauswirkenden attraktiven Stadtraum mit Grün- und Freizeitqualität. Ein besonderer Ort ist die denkmalgeschützte ehemalige Schule am Bullenhuser Damm, in der sich ein Erinnerungsort an die dort geschehenen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus befindet (Gedenkstätte für die „Kinder vom Bullenhuser Damm und Rosengarten)
Zentrale Ziele: Urbane Produktion, verbessertes Umfeld für Gedenkstätte, grüne Freiräume am Wasser
Zentrale Ziele sind die Schaffung verdichteter Strukturen für urbane Produktion und eines angemessenen städtischen Umfelds für die ehemalige Schule sowie die Inwertsetzung der Uferzonen für Unternehmen und deren Arbeitnehmer:innen ebenso wie für die Bewohner:innen von Rothenburgsort und den umliegenden Stadtteilen. Der aus dem programmatischen Schwerpunkt “Urbane Produktion” abgeleitete Raumbedarf besteht im Wesentlichen aus Produktionshallen, Laboren und Büros mit ihren jeweils spezifischen Anforderungen. Die hochwertige und zugleich hochverdichtete Gewerbenutzung lässt sich flexibel auslegen und mit öffentlichen Nutzungen – etwa für Freizeit oder Kultur – kombinieren. Am Billebecken sowie an den Uferlagen der Bille selbst soll im Planungsgebiet eine durchgängige öffentliche Promenade entstehen, die die attraktive Wasserlage erlebbar macht. Zusammen mit dem parkartig umgestalteten ehemaligen Schulhof und dem Rosengarten gehören somit grüne, vielfältig nutzbare öffentliche Räume künftig zum Kern des Quartiers
„Die Nähe zum Stadtzentrum, die Lage am Wasser und die Bezüge zu der direkten Nachbarschaft bieten ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung innovativer Unternehmen, die attraktive Rahmenbedingungen für ihre Wertschöpfungsprozesse benötigen. Dabei kreieren wir auch und insbesondere Angebote für innovative Produktionsunternehmen, die ihre Vision von urbaner Produktion an diesem Standort idealtypisch umsetzen können. Ich freue mich über die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bezirk Hamburg Mitte, aber auch auf den Dialog mit vielen weiteren Akteur:innen in dieser und den kommenden Phasen“, so der Vorsitzender der Geschäftsführung der Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, Dr. Andreas Kleinau.
Fragen zur Zukunft von Bestandsnutzer:innen
Die Mitglieder des seit Anfang 2022 amtierenden Fachausschussses Elbbrücken unter Leitung von Dr. Henrike Wehrkamp (Die Grünen) nahmen die Funktionsplanung insgesamt positiv auf und sprachen sich einstimmig für die Einleitung des Bebauungsplans auf. Dennoch gab es auch Nachfragen und Hinweise an das Bezirksamt und die BBEG. Im Mittelpunkt stand die Zukunft der Wassersportvereine am Billebecken, für deren Verbleib am Standort sich namentlich die Vertreter:innen von Grünen, SPD und CDU aussprachen. Ein Bewohner von Rothenburgsort stellte als Gast die Frage nach der Perspektive für Bestandsunternehmen vor Ort, die von den Planungen betroffen sein könnten. Der Leiter des Fachamts für Stadt- und Landschaftsplanung, Michael Mathe, versicherte: „Im weiteren Planungsprozess wird der bisherige Austausch mit den Bestandsnutzer:innen aufgegriffen und intensiviert. Neben dem Bestandsgewerbe und der Gedenkstätte Schule Bullenhuser Damm zählen die Wassersportvereine zu den wichtigen Akteur:innen vor Ort, für die wir im Rahmen der Gesamtplanung gemeinsam mit der BBEG entsprechende Lösungen finden werden.“ Das Fachamt hat eine Standortanalyse für ein Wassersportzentrum am Billebecken, das künftig mehrere Vereine beherbergen könnte, ausarbeiten lassen und will dies noch im Mai den Vereinen vorstellen.
Weitere Nachfragen der Abgeordneten bezogen sich auf die sozialen Nutzungen und Sicherheit der geplanten Grünräume am Wasser sowie auf die Schiffbarkeit der Wasserflächen. Nach Darstellung der BBEG gibt es aktuell nur zwei Betriebe, die wasserseitig an- und abliefern lassen, die Möglichkeit soll jedoch in jedem Fall auch mit Blick auf neuanzusiedelnde Betriebe aufrecht erhalten bleiben.
Schrittweise Entwicklung
Das Verfahren respektiert, dass sich nicht alle Grundstücke im öffentlichen Besitz befinden. Die Entwicklung erfolgt daher schrittweise und im engen Austausch mit den Planungsbetroffenen. Im Rahmen der Funktionsplanung boten die BBEG, das Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung sowie die Behörde für Stadtentwicklung für Wohnen bereits 2021 verschiedene Informations- und Beteiligungsveranstaltungen an, darunter Online-Beteiligung und einen Workshop. Im Jahr 2022 setzen die BBEG und das Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung den Dialog vertiefend fort. Ein zentrales Forum ist der neue Fachausschuss Elbbrücken bei der Bezirksversammlung Hamburg Mitte. Hinzu kommen die im Rahmen von Bebauungsplanverfahren festgelegten formalen Beteiligungsangebote sowie ergänzende Formate nach Bedarf.
Zum städtebaulichen Workshopverfahren “Urbane Produktion am Wasser”: