fotofrizz B. Kuhn

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Der Billebogen

Obwohl er den Auftakt zu Hamburgs innerer Stadt bildet, wenn man die Elbbrücken von Süden kommend passiert, wird der Billebogen meist nur flüchtig wahrgenommen. Vielen gilt der Stadtraum im westlichen Teil des Stadtteils Rothenburgsort im Bezirk Hamburg-Mitte als bloßer Transitraum zu den nahe gelegenen Quartieren der City, der HafenCity oder zum Hamburger Osten. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Stadtraum mit großem Potenzial und heute bereits vielen interessanten Orten. Seit 2014 wird er von der städtischen Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. (BBEG), einer Tochter der städtischen HafenCity Hamburg GmbH, entwickelt.

Der Billebogen verdankt seinen Namen der geschwungenen Lage zwischen Elbe und Bille, Hamburgs neben der Alster drittem prägenden Fluss. Aufgrund der starken Lärmexposition durch Hauptverkehrsachsen wie die Billhorner Brückenstraße und der Fern- und Güterbahn, ist Wohnen hier nur begrenzt möglich. Umso mehr entsteht hier zwischen der HafenCity im Westen und Hamburgs zweitgrößtem Industriegebiet Billbrook im Osten ein zentraler Chancenraum für urbane Produktion und Gewerbe im 21. Jahrhundert. Der Entwicklungsfokus des Billebogens liegt auf wertschöpfenden innovativen gewerblichen Nutzungen sowie auf Forschung & Entwicklung, Start-ups, Makerspaces und kreativen Ideenschmieden. Vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Wandels in Produktion und Logistik ist er als zentral gelegener, verkehrlich gut angebundener und für urbane Vernetzung bestens geeigneter Standort für zahlreiche Branchen interessant. Im Lärmschatten neuer Gewerbe- und Bürogebäude wird zusätzlich auch Wohnen möglich.

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Stadteingang Elbbrücken und Billhafen

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Mit dem Bau der Elbbrücken, eröffnete Hamburg 1878 die erste hochleistungsfähige Brücke über die Elbe und zugleich ein Symbol der Entwicklung zur modernen Großstadt. Im Zuge der Billebogen-Entwicklung, aber auch angesichts des dynamischen Endspurts der HafenCity an den Elbbrücken, dem Elbtower als weiterem Landmark-Building sowie der anstehenden Entwicklung des Grasbrooks auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe, soll an dieser Stelle erstmals ein repräsentativer Eingang zu Hamburgs innerer Stadt entstehen. Bisher ist der Stadtraum entlang der Billhorner Brückenstraße bis zur Amsinckstraße im Nordosten stark von Transitverkehrsachsen dominiert. Neue Perspektiven für Städtebau, Verbindungen, Freiräume und natürlich nicht zuletzt für neue Nutzungen werden entwickelt. Neue Brücken für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen sollen die Verbindung der benachbarten Quartiere stärken. Die neue U- und S-Bahnstation Elbbrücken stärkt bereits seit Ende 2019 als zentraler Verkehrsknotenpunkt diese Verbindung. Zudem wird der Rückbau von für heutige Verkehrsbedarfe überdimensionierten Verkehrsinfrastrukturen geprüft (z. B. das Autobahnkleeblatt an der Billhorner Brückenstraße), damit hier neue Büro- und Gewerbegebäude und im Lärmschatten ggf. auch Wohnungen entstehen können.

Neuer Huckepackbahnhof

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©️ GET LIFTED / Manuel Genaert

500 Meter zu den Elbbrücken, 2,5 Kilometer zum Rathaus – zentraler als der Neue Huckepackbahnhof kann kaum ein Unternehmen in Hamburg seinen Standort für Forschung, Entwicklung, urbane Produktion, Firmensitz und vieles mehr finden. Ein multiples Erschließungskonzept verknüpft das große Areal mit dem öffentlichem Nahverkehr und stärkt Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer:innen, zudem entstehen öffentliche grüne Freiräume.

Billebecken mit Schule am Bullenhuser Damm

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Als wichtiger Standort für urbane Produktion bietet sich auch das Areal des Billebeckens im Nordosten des Billebogens an. Gewerbliche und industrielle Nutzungen dominieren hier bereits, manche davon allerdings mit geringer Wertschöpfung. Eine Neuordnung der Flächen und Neuansiedlungen versprechen frische Impulse. Am Billebecken geht es aber auch darum, den öffentlichen Zugang zum Wasser zu verbessern. Öffentliche Zugänge und Freizeitnutzungen sind bisher nur hier und da zwischen den Betriebsgeländen möglich. Im Zuge der Entwicklung sollen daher am Billebecken ca. 12 Meter breite öffentliche Uferzonen entstehen. Bestehende Wassersportnutzungen erhalten eine langfristige Perspektive.

©️ Bina Engel

Ein prägender Ort am Billebecken ist die ehemalige Schule am Bullenhuser Damm. Das imposante Backsteingebäude von Albert Erbe, erbaut 1908–1910, enthält eine Gedenkstätte an den Holocaust: Im Nationalsozialismus als Nebenlager des KZ Neuengamme genutzt, ermordete die SS hier in der Nacht zum 21. April 1945 20 jüdische Kinder, an denen zuvor medizinische Experimente verübt worden waren, und 28 erwachsene Gefangene. Zudem enthält das denkmalgeschützte Gebäude eine Kita, ein großer Teil aber steht leer. Die BBEG erarbeitet im Dialog mit weiteren beteiligten Akteur:innen ein langfristig tragfähiges Nutzungs- und Entwicklungskonzept, das die Geschichte aufarbeitet. Ziel ist, den Ort mit seiner wechselvollen Geschichte, aber auch mit seinem Potenzial zur neuen Prägung der Nachbarschaft, in die Entwicklung zu integrieren.