Es tut sich etwas in den beiden Backsteingebäuden zur Straße Billwerder Neuer Deich: Ein ehrenamtliches Helferteam bringt die Gebäude in Schuss. (Foto: Bina Engel)

Lebensmittel und mehr

“Wir arbeiten mit der Hamburger Tafel, mit lokalen Supermärkten und mit den Bauern aus den Vier- und Marschlanden zusammen, von denen wir Lebensmittel bekommen. Am Standort Rothenburgsort betreuen wir aktuell 392 Familien mit etwas über 1000 Menschen“, erzählt der Begründer Peter-Bernd Holst. „Viele davon leben in der Flüchtlingsunterkunft in der östlichen HafenCity.“

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Die Zusammenarbeit mit der „Hamburger Tafel“ sowie mit regionalen Supermärkten und Landwirten beschert dem Helferteam volle Regale. (Foto: Bina Engel)

Zudem gibt es einen mobilen Service mit handwerklichen Diensten für ältere Menschen und soziale Institutionen wie Alten- und Pflegeheime oder Frauenhäuser. Es gibt Computer-, Näh- und Kochkurse, Kulturprojekte sowie Job-Cafés für Arbeitssuchende (in Zeiten von Corona erfolgt das Angebot nach Möglichkeit digital). Das Team ist überwiegend in sozial schwächeren Nachbarschaften im Hamburger Osten aktiv, darunter in Rothenburgsort mit 18 ehrenamtlichen Helfenden.

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Rund 80 Hamburger Unternehmen engagieren sich der Homepage www.buerger-helfen-buergern.com zufolge für den Verein.  „Darauf legen wir sehr viel Wert, weil unsere Gründungsmitglieder alle aus der Wirtschaft kamen“, betont Holst. „Wir haben zum Beispiel einen Kühlwagen, der für das Abholen verderblicher Lebensmittel unerlässlich ist, von einem Unternehmen aus dem benachbarten Industriestandort Billbrook gespendet bekommen. Um die Wartung des Wagens kümmern die sich gleich mit“, erzählt er.

Neue Heimat Branntweinmonopol

Für den 76-jährigen Holst, früher selbst Unternehmer,  bildet das ehrenamtliche Engagement sein eigentliches Lebenswerk. Auch die Bundesministerien für Familie und Inneres sowie verschiedene Hamburger Behörden und Bezirke zählt er zu seinen Unterstützern. Es wundert nicht, dass es ausgerechnet diesem gut vernetzten Sozialakteur gelungen ist, im ehemaligen Branntweinmonopol Fuß zu fassen. Das bisher geschlossene Gelände nahe den Elbbrücken soll nach dem Willen vieler Stadtteilakteure in Rothenburgsort für neue soziale, kulturelle oder produktive Nutzungen geöffnet werden. Der Eigentümer ist bisher die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. „Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen, und hoffen, dass weitere Nutzungen folgen. Die Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, der Bezirksamtsleiter Falko Drossmann und die Kommunalpolitik im Bezirk Hamburg-Mitte haben uns für den Umzug unterstützt“, so Holst. Nebenan soll, auf demselben Grundstück, eine Zollakademie für Norddeutschland entstehen.

Das Branntweinmonopol liegt im Neuen Stadteingang Elbbrücken direkt an der grünen Halbinsel Entenwerder. Noch schläft es einen Dornröschenschlaf, doch das soll sich nach dem Willen vieler Akteur:innen ändern. (Luftbild: Foto Frizz, Foto: Miguel Ferraz)

Zeiten des Umbruchs

Das Heranwachsen der HafenCity sowie die Planungen für den neuen Stadteingang Elbbrücken und den Billebogen stellen wichtige Weichen für Rothenburgsort. „Die HafenCity wird für viele Leute interessant werden. Es gibt dort hochqualifiziertes Gewerbe. Es kann sich eine Nachbarschaft entwickeln, von der alle profitieren“, glaubt Holst. Wichtig sei jedoch, dass es einen Austausch gebe. Der Elbpark Entenwerder könnte dafür eine Rolle spielen, sagt Holst, aber auch die geplante neue Brücke zur östlichen HafenCity mit der U- und S-Bahnstation Elbbrücken, die Velorouten oder der Ausbau der Buslinien. „Man darf den Erfolg nicht allein daran bemessen, wie gelungen oder nicht gelungen einzelne neue Gebäude ausfallen oder welche Straßen gebaut werden, sondern welche Angebote man den Menschen macht, damit sie sich in gegenseitigem Respekt und mit Fairness begegnen“, betont er. Auch aus der HafenCity kommen inzwischen Unterstützer des Helferteams Rothenburgsort. Dabei freut sich Holst vor allem, wenn sich Menschen aktiv in die Arbeit einbringen. „Für die erfolgreiche Entwicklung von Nachbarschaft muss man soziale Räume mögen und sie beherzt gestalten“, ist er überzeugt.