Empfang der Messe im Foyer des Brandshofs (Foto: Miguel Ferraz)

Das Brandshof Kontor am Billhafen ist zum Botschafter für die vielfältige Hamburger Galerienszene geworden. Das markante, am Brandshofer Deich im westlichen Teil von Rothenburgsort und nahe der Elbbrücken gelegene dunkelrote Backsteingebäude mit den weißen Sprossenfenstern war Schauplatz der Kunstmesse „paper positions hamburg 2021 – the show”. Die bereits in anderen Städten erfolgreiche Kunstmesse fand zum ersten Mal in der Hansestadt statt. Insgesamt 19 Hamburger Galerien und vier Gastgalerien präsentierten Werke von 23 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Eindrucksvoll empfing die zweigeschossige hexagonale Eingangshalle des Kontorhauses die Besucher. Die Exponate waren in den angrenzenden Räumen ausgestellt. Gezeigt wurden getreu dem Konzept der paper positions zeitgenössische Arbeiten mit und auf Papier.

2016 fand die paper positions zum ersten Mal in Berlin statt, es folgten München, Basel und Frankfurt am Main. „Der Impuls, das Format auch in Hamburg zu etablieren, ging von den Hamburger Galerien aus. Sie wollten die Stadt als Standort für zeitgenössische Kunst stärker positionieren“, erklärt Messedirektor und Kurator Heinrich Carstens. Dass die erste paper positions hamburg im Brandshof Kontor stattfinden konnte, das auch das „kleine Chilehaus“ genannt wird, bezeichnet er als Glücksfall. „Wir wollten keine klassische Messe- oder Funktionshalle als Veranstaltungsort und der direkte Bezug zum Wasser war uns sehr wichtig“, erklärt er. Zuvor hatten die Veranstalter länger nach einem geeigneten Standort gesucht. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die finanzielle Förderung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Hamburg Kreativ Gesellschaft sowie durch die Unterstützung des Unternehmers Joachim Doerks, der die besondere Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt hat.

Heinrich Carstens, Messedirektor und Kurator (Foto: Miguel Ferraz)

Das denkmalgeschützte Brandshof-Ensemble liegt am Billhafen gegenüber der U-und S-Bahnstation Elbbrücken und dem künftigen Elbtower. Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Wasserflächen ist in Panung. (Foto: FotoFrizz)

Kulturstandort mit Geschichte

Das in den 1920er-Jahren erbaute Brandshof Kontor blickt auf eine lange Geschichte zurück: Es diente als Verwaltungssitz der Binnenschiffsreederei Schlesische Dampfer Co. – Berliner Lloyd AG und steht zusammen mit den angrenzenden Lagerhallen unter Denkmalschutz. Die Gebäude standen lange leer, Kulturveranstaltungen und Filmaufnahmen fanden hier jedoch immer wieder statt. In den vergangenen Jahren hat der Unternehmer Joachim Doerks das Ensemble behutsam saniert. In den ehemaligen Lagerhallen haben sich Unternehmen – von der Galerie über Startups bis zum IT-Dienstleister – niedergelassen. Auch die oberen Stockwerke des frisch sanierten Brandshof Kontors sind vermietet: an den Kreuzfahrtschiffausstatter Bez Marine Interiors.

„Die Eingangshalle und die angrenzenden Räumlichkeiten bleiben im Sinne einer lebendigen Nutzungsmischung des Stadtteils als Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen der Öffentlichkeit zugänglich“, erklärt Joachim Doerks. Damit setzt er für das Gebiet an der Grenze der HafenCity zum Billebogen einen wichtigen Akzent und ermöglicht weitere Veranstaltungen an diesem atmosphärischen, bislang noch rauen Ort direkt am Wasser, von dem aus ein breiter Radweg in wenigen Minuten in die HafenCity und das Zentrum führt. Die U- und S-Bahnstation Elbbrücken liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Billhafens, wo auch der Elbtower ensteht. Das Quartier Elbbrücken soll künftig durch eine neue Brücke fußläufig in wenigen Minuten erreichbar werden. Kulturelle oder kreativwirtschaftliche Events könnten künftig häufiger hier stattfinden, meint Carstens: „Kunst ist oft ein Vorreiter, wenn es um die Entwicklung spannender neuer Stadtteile geht.“

Von rau bis elegant: Ausstellungsambiente im Brandshof (Foto: Miguel Ferraz)

 

“Lust auf mehr”

Die Kunstmesse hatte im Brandshof jedenfalls einen rundum gelungenen Start: Neben den Gästen der teilnehmenden Galerien fanden auch viele Neukunden den Weg in die Ausstellung, entdeckten die gezeigten Werke auf, aus und mit dem künstlerischen Werkstoff Papier und kauften diese auch. Coronabedingt war die Besucherzahl während der Besuchertage pro Stunde auf 40 Personen begrenzt. Alle Zeitfenster waren komplett ausgebucht. Der Erfolg macht den Veranstaltern Lust auf mehr. „Wir gehen davon aus, dass auch im kommenden Jahr eine paper positions hamburg stattfinden wird“, so Carstens.