Schule Bullenhuser Damm: Gedenken und Perspektive
Schule Bullenhuser Damm: Gedenken und Perspektive

©️ Dr. Iris Groschek

Schule Bullenhuser Damm: Gedenken und Perspektive

Am 20. April 2020 jährte sich die Ermordung der Kinder vom Bullenhuser Damm zum 75. Mal. Die Gedenkfeier musste auf Grund der Covid-19- Epidemie abgesagt werden. Ein stilles Gedenken mit einem Kranz im Rosengarten fand trotzdem statt. Auf dem Schulhof wurden vier Infotafeln zur Geschichte und Zukunft des Schulgebäudes errichtet.

„Auch in diesen außergewöhnlichen Zeiten ist es wichtig, dass das Gedenken anlässlich des 75. Jahrestags der Ermordung der Kinder vom Bullenhuser Damm stattfindet und die Kinder und ihr Schicksal unvergessen bleiben“, so Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda. „Zusammen mit den Angehörigen der Opfer sowie der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte gedenkt der Senat daher auch in diesem Jahr der Kinder, ihrer vier Begleiter und der unbekannten sowjetischen Häftlinge, die an diesem Ort ermordet wurden“, ergänzte die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dr. Dorothée Stapelfeldt. Die beiden Senator*innen hielten am Vormittag des 20.04.2020 an der Erinnerungstafel im Rosengarten inne.  Senator Brosda ist zugleich Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, welche in der Schule die Erinnerung an das Geschehen sowie an Opfer und Täter wachhält. Die Gedenkstätte und der Rosengarten wurden Anfang der 1980er Jahre von der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm eingerichtet, die die Erinnerungsarbeit ebenfalls fortsetzt und u.a. die jährlichen Gedenkfeiern veranstaltet. Der Schutz der Gesundheit aller Menschen habe jedoch oberste Priorität, betonte die Vereinigung. Die gelte „in ganz besonderer Weise auch für die Überlebenden des Holocaust wie Grete Hamburg und Andra und Tatiana Bucci, die als Kinder und Jugendliche Auschwitz überlebten und in diesem Jahr anreisen wollten.“

Die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm dokumentierte das stille Gedenken im Rosengarten zum 75. Jahrestag in einem Video, das auf Facebook abzurufen ist: https://www.facebook.com/Neuengamme.Memorial/videos/3051204271609561

 

Neue Infotafeln auf dem Schulhof

Die Infotafeln sind auf dem Schulhof frei zugänglich. (Foto: Henrike Thomsen)

Die BBEG errichtete auf dem Schulhof vier Infotafeln zu Geschichte und  Perspektiven des Gebäudes. Die städtische Entwicklungsgesellschaft ist seit 2018 Besitzerin des Grundstücks und will dieses zusammen mit den Nachbargrundstücken so entwickeln, dass der denkmalgeschützte historischen Gebäudebestand ein würdiges Umfeld erhält. Ein Ort des Gedenkens ebenso wie der kulturellen und sozialen Nutzungen ist das Ziel. Ein Verkauf des Gebäudes ist nicht geplant. Ende 2019 wurde die Anhandgabe der beiden Nachbargrundstücke für das Institut für Umwelt und Hygiene sowie ein Ingenieursbüro angebahnt.

 

Umfeld früher und heute 

Die Schule wurde ursprünglich von Wohnhäusern und Betrieben eingerahmt. (Foto: Stadtteilarchiv Hamm)

Tatsächlich passte sich das Schulgebäude historisch ursprünglich in eine geschlossene Bebauung (Blockrand) ein. Zum Billebecken hin befanden sich gewerbliche Nutzungen wie die Bille-Brauerei direkt gegenüber. Nach dem Feuersturm in Folge der Bombardierungen Hamburgs im Zweiten Weltkrieg lag Rothenburgsort 1943 in Trümmern.  Die Schule am  Bullenhuser Damm gehörte zu den wenigen Gebäuden, die weitgehend erhalten blieben.

Die benachbarte Großmannstraße nach dem Feuersturm 1943. Im Hintergrund ist das Dach der Schule zu sehen. (Foto: Stadtteilarchiv Hamm)

1944/45 war hier ein Außenlager des KZ Neuengamme untergebracht. Die SS ermordete in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 20 jüdische Kinder, an denen zuvor medizinische Experimente verübt worden waren, zusammen mit mindestens 28 Erwachsenen.  Von 1948 bis 1987 wurde das Gebäude erneut als Schule genutzt. Die Nachbarschaft wurde in der Zeit des Wiederaufbaus im Wesentlichen sich selbst überlassen und fast ausschließlich von gewerblichen Nutzungen geprägt. Heute ist das Grundstück von Abstellflächen für Altfahrzeuge umgeben. Im Südosten grenzt das Industriegebiet Billbrook an.

Das Umfeld der Schule heute. (Foto: Miguel Ferraz)

 

Entwicklungsperspektive 

Nach einer umfassenden technischen und denkmalbezogenen Bestandsaufnahme in 2020 startet die BBEG mit zahlreichen Akteuren aus Behörden, Denkmalpflege, Kultur und Nachbarschaft einen dialogorientierten Ideenfindungsprozess zur Schule am Bullenhuser Damm. Ziel ist ein umfassendes Konzept zur Instandsetzung und späteren Nutzung des Gebäudes und seines direkten Umfelds unter Einbezug der bestehenden Nutzungen insbesondere durch die Gedenkstätte.

Zeitliche Abhängigkeiten der denkmalgeschützen Sanierung – ein Grobzeitplan. (Grafik: BBEG)